Seminare/Tagungen

Jubiläums-Fachtagung des Reiterhofs der Kinderhilfe

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24. Juni 2019
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Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Reiterhofs Kinderhilfe in Ludwigshafen informierten sich rund 50 Teilnehmer, Ärzte, Physiotherapeuten, Heilpädagogen, Psychotherapeuten und Trainer im Pferdesport, in einer interdisziplinären Fachtagung über die Chancen und Grenzen therapeutischen Reitens. Nach einer Begrüßung im Kinderzentrum Ludwigshafen durch Beate Steeg, Dezernentin für Soziales und Integration der Stadt Ludwigshafen, spannte die 1. Vorsitzende Dr. Wilhelma Metzler den Bogen von der Entstehung der Hippotherapie auf dem Reiterhof Kinderhilfe im Jahr 1969 bis in die Gegenwart. Gleich drei aktuelle wissenschaftliche Studien beschäftigen sich mit der Wirksamkeit der Hippotherapie. Zwei davon wurden inzwischen abgeschlossen und international veröffentlicht. Unter der Leitung von Dr. med Dieter Pöhlau, DRK Kamillus Klinik Ansbach, konnte die Wirksamkeit der Hippotherapie, d.h. die physiotherapeutische Behandlung auf dem Pferd, bei MS Patienten nachgewiesen werden. Die zweite Studie unter der Leitung von Prof. Dr. med. Martin Häusler, Universitätsklinik Aachen, zeigt die Unterstützung der Gehfunktion bei Kindern mit Bewegungsstörungen, wie Frau Marietta Schulz vom deutschen Kuratorium für therapeutisches Reiten berichtete. Die dritte, an der renommierten BG Unfallklinik Murnau durchgeführte Studie, beschäftigt sich speziell mit der Wirkung der Hippotherapie bei Schädel-Hirntraumata. Corinna Wagner, die Patienten mit unterschiedlichen Diagnosen aus der BG Unfallklinik Klinik betreut, berichtete insbesondere über die mobilisierende Wirkung der Hippotherapie bei Querschnittspatienten und die positiven Wirkungen auf die inneren Organe, insbesondere auf Blase, Darm und Lunge, was in der praktischen Arbeit deutlich zu erkennen ist. Im Vergleich zum Lokomat, einem robotergestützten repetitiven Gangtraining auf dem Laufband, ermöglicht die Hippotherapie ein ausgewogenes Rumpftraining, überdies noch deutlich kostensparender als herkömmliche Therapien. Das Rumpftraining ist insbesondere vor dem Hintergrund wichtig, dass eine relative Unbeweglichkeit des Oberkörpers zu Problemen mit der Atmung führen kann. Ein ganz anderes Thema, die Wirkung und den Einsatz der Hippotherapie bei jugendlichen Skoliosepatienten betreffend, machte Stefanie Tetzner anhand realer Beispiele eindrucksvoll deutlich. Auch bei Verhaltensauffälligkeiten und Lähmungserscheinungen hat sie mit der pferdegestützten Therapie bereits gute Erfolge erzielt. Insgesamt zeigen die Studien und die praktischen Erfahrungen der Referentinnen, dass die Hippotherapie, wie sie seit 50 Jahren auch auf dem Reiterhof Kinderhilfe praktiziert wird, eine Verbesserung der Motorik und damit einhergehend eine Verbesserung der Lebensqualität auf natürlichem Wege erzielt. Zusätzlich sind die Patienten stärker motiviert als bei klassischen Therapien, was insbesondere für Kinder gilt. Um die Wirkungen des heilpädagogischen Reitens und Voltigierens auf Psyche, Empathie- und Kommunikationsfähigkeit ging es im Vortrag von Ursula Moser, Erziehungsleiterin im Internat des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation, eine der ältesten Schulen für Hörgeschädigte in Deutschland. Frau Moser berichtete über den Erfolg bei autistischen Kindern am PIH, der auch durch heilpädagogisches Voltigieren auf dem Reiterhof unterstützt wird. Alle Kinder konnten nach 2 Jahren wieder in den Regelunterricht integriert werden. Zuvor berichtete Dr. Christine Preissmann, selbst betroffen von der Diagnose Autismus, über ihre Erfahrungen als Patientin und über die Besonderheiten von Autismus. Auch wenn die einzelnen Episoden aus ihrem Leben die Zuhörer zum Schmunzeln brachten, war der ernste Hintergrund bedrückend. „Wenn ein Autist aus dem Fenster schaut, um zu sehen, wie abends die Bürgersteige hochgeklappt werden, weil er Wortspiele als solche nicht ohne weiteres verstehen kann, dann macht das sehr betroffen“, so Wilhelma Metzler zum Vortrag von Frau Dr. Preissmann. „Die Gesellschaft muss sich mit diesem Thema noch viel intensiver beschäftigen; der „Durchschnittsautist“ ist eben nicht „Rain Man“, sondern erscheint uns zunächst merkwürdig und unverständlich, ohne dass er dies durch herausragende Fähigkeiten kompensieren kann.“ Sehr wichtig ist, dass man Autisten irgendeine Art von Sprache ermöglicht. Das Pferd als „Therapeut“ kommt mit Autisten sehr gut zurecht und kann sich in seiner Sprache leicht verständlich machen, unmittelbar auf Verhalten maßvoll reagieren und das betroffene Kind annehmen. Dies hat einen wesentlichen Einfluss auf den Therapieerfolg. Frau Moser vom PIH berichtete, dass „sportliche Übungen, die in der Schule nicht klappen, in der Reittherapie ganz selbstverständlich möglich sind. Die Kinder lernen jede Minute auf dem Reiterhof.“

1. Vorsitzende, Dr. W. Metzler

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